- Inhaltsverzeichnis
- Neue Regelungen
- Was bedeuten diese Änderungen für Bootsbesitzer in Deutschland bzw. Österreich?
- Rechtliche Vorgaben für Antifouling-Produkte in Österreich
- Darf ich als Kunde aus Deutschland oder der Schweiz Antifouling Produkte in Österreich einkaufen?
- Kann ich Antifouling-Produkte auch online einkaufen?
- Welche Produkte sind neben den Antifoulings noch betroffen?
- Fragen und Antworten zu Antifouling
Ab dem 1. Januar 2025 tritt in Deutschland die neue Biozidrechts-Durchführungsverordnung (ChemBiozidDV) in Kraft, die den Umgang mit Antifouling-Produkten erheblich beeinflusst. Diese neue Gesetzgebung stellt strengere Anforderungen an den Kauf und die Anwendung solcher Produkte, was Bootsbesitzer vor neuen Herausforderungen stellt. Her finden Se die wichtigsten Informationen zu den neuen Regelungen, den Umweltauswirkungen von Antifouling sowie praktischen Anwendungstipps.
Neue Vorschriften ab 1.1.2025 in Deutschland
Die neuen Regelungen der chemBiozidDV verschärfen die Vorschriften für den Kauf und Umgang mit biozidhaltigen Produkten wie Antifouling. Die wesentlichen Änderungen umfassen:
- Geschultes Verkaufspersonal:
Antifouling-Produkte dürfen nur noch von fachkundigem Personal verkauft werden, das einen erweiterten Sachkundenachweis für Biozide besitzt. - Beratungspflicht:
Ein Beratungsgespräch durch sachkundiges Personal wird verpflichtend. Auch im Online-Handel ist dieses Beratungsgespräch vorgeschrieben und muss per Telefon oder Videochat stattfinden. - Nachweispflicht für Käufer:
Käufer müssen nachweisen können, dass sie die Produkte fachgerecht anwenden können. - Verbot der Selbstbedienung:
Antifoulings dürfen nicht mehr frei zugänglich in den Regalen stehen, sondern müssen direkt vom Personal ausgehändigt werden.
Die Regelung hat in Österreich derzeit keine unmittelbaren Auswirkungen. Es ist jedoch möglich, dass Österreich in Zukunft ähnliche Vorgaben wie Deutschland einführt. Sehr wahrscheinlich ist jedoch, dass Österreich zunächst die EU-weite Überprüfung aller biozidhaltigen Produkte bis 2027 abwartet.
Was bedeuten diese Änderungen für Bootsbesitzer in Deutschland bzw. Österreich?
Die Gesetzesänderung soll sicherstellen, dass Antifoulings sachgemäß und umweltfreundlich verwendet werden. Bootsbesitzer sollten sich frühzeitig über die neuen Anforderungen informieren, um den Kauf und die Anwendung ihrer Produkte rechtssicher zu gestalten. Besonders für Privatpersonen kann es sinnvoll sein, auf zertifizierte Fachbetriebe zurückzugreifen.
In Österreich ist es Privatpersonen grundsätzlich nicht untersagt Antifouling selbst aufzutragen. Allerdings gibt es spezifische Einschränkungen, die von der Art des Produkts, der verwendeten Menge und lokalen Vorschriften abhängen. Angesichts der potenziellen Gesundheits- und Umweltrisiken wird empfohlen, die Anwendung einem zertifizierten Fachbetrieb zu überlassen.
Rechtliche Vorgaben für Antifouling-Produkte in Österreich
In Österreich unterliegen Antifouling-Produkte einer Reihe gesetzlicher Regelungen. Die zentrale Rechtsgrundlage ist das Bundesgesetz zur Durchführung der Biozidprodukteverordnung (Biozidproduktegesetz – BiozidprodukteG), das die EU-Biozidverordnung (EU 528/2012) in nationales Recht umsetzt. Dieses Gesetz legt strenge Anforderungen für die Zulassung und den Einsatz biozidhaltiger Produkte, einschließlich Antifouling, fest
Was muss ich als österreichischer Kunde beim Kauf von Antifouling beachten?
- Zulassung:
Das Produkt muss eine gültige Zulassungsnummer gemäß der EU-Biozidverordnung (EU) Nr. 528/2012 haben. Die ECHA-Datenbank (Europäische Chemikalienagentur) ist eine verlässliche Quelle, um die Zulassung eines Produkts zu überprüfen. Die Datenbank ist hier einsehbar: ECHA Biozidprodukte-Datenbank. - Kennzeichnung:
Achte darauf, dass die Verpackung klar gekennzeichnet ist und folgende Informationen enthält: Name und Wirkstoffe des Produkts Sicherheits- und Anwendungshinweise Zulassungsnummer und Herstellerinformationen - Sicherheitsdatenblatt:
Ein vollständiges Sicherheitsdatenblatt sollte verfügbar sein, das Informationen zu Lagerung, Anwendung und Entsorgung des Produkts liefert. - Händlerberatung:
Es ist ratsam, Antifouling-Produkte über den Fachhandel zu beziehen und sich vom Händler vor dem Kauf beraten zu lassen. - Alternativen:
Für Bootsfahrten in Binnengewässern können biozidfreie oder mechanische Lösungen eine umweltfreundlichere Option darstellen.
Folgen unsachgemäßer Anwendung von Antifouling in Österreich
Die unsachgemäße Verwendung von Antifouling-Produkten kann gravierende Folgen nach sich ziehen. Nach dem österreichischen Naturschutzrecht verjähren Umweltschäden nicht, und die Verantwortung liegt beim Verursacher oder, im Zweifelsfall, beim Grundstückseigentümer.
Verstöße gegen das Biozidproduktegesetz oder die EU-Biozidverordnung können mit hohen Geldstrafen geahndet werden und in schwerwiegenden Fällen auch strafrechtliche Konsequenzen nach sich ziehen. Um Risiken zu vermeiden, ist es wichtig, Antifouling-Arbeiten fachgerecht und im Einklang mit den gesetzlichen Vorgaben durchzuführen.
Darf ich als Kunde aus Deutschland oder der Schweiz Antifouling Produkte in Österreich einkaufen?
Ab dem 1. Januar 2025 gelten in Deutschland strengere Vorschriften durch die ChemBiozidDV, was den Kauf von Antifouling-Produkten in Österreich zu einer attraktiven Alternative machen könnte.
Kunden aus Deutschland und der Schweiz sollten jedoch beachten, dass sie sowohl die österreichischen als auch die eigenen nationalen Vorschriften einhalten müssen:
- Österreichische Verkaufsbedingungen:
Die Produkte dürfen nur von geschultem Fachpersonal übergeben werden, und das Selbstbedienungsverbot darf nicht umgangen werden.
- Beachtung eigener Vorschriften:
Kunden aus Deutschland oder der Schweiz müssen sicherstellen, dass die Antifouling-Produkte auch in ihrem Heimatland zugelassen sind und zusätzliche Anforderungen für deren Anwendung bestehen.
Kann ich Antifouling-Produkte auch online einkaufen?
Ja, der Kauf von Antifouling-Produkten in Online-Shops ist grundsätzlich erlaubt, aber die Regelungen variieren je nach Land:
- Österreich:
Online-Shops dürfen Antifouling-Produkte verkaufen, sofern die erforderlichen Informationen zur sicheren Anwendung (z. B. Sicherheitsdatenblätter) bereitgestellt werden. Eine gesetzlich vorgeschriebene Beratung ist nicht erforderlich, jedoch wird sie dringend empfohlen. - Deutschland:
Ab dem 1. Januar 2025 ist ein verpflichtendes Beratungsgespräch vor dem Online-Kauf notwendig. Dieses muss telefonisch oder per Videochat erfolgen, und der Käufer muss bestätigen, dass das Gespräch durchgeführt wurde. - Schweiz:
Auch in der Schweiz gelten Vorschriften zur sicheren Handhabung von Antifouling-Produkten, jedoch sind die Beratungspflichten weniger strikt als in Deutschland.
Welche Produkte sind neben den Antifoulings noch betroffen?
Die EU-Biozidverordnung betrifft alle Produkte, die Wirkstoffe enthalten, die Organismen abtöten oder deren Wachstum hemmen.
Dazu gehören auch:
- Holzschutzmittel
- Reinigungs- und Desinfektionsmittel
- Rostschutzmittel
- Imprägnierungen für Planen und Segel
- Schutzlacke
- Schmierstoffe
- Additive
Verantwortung der Bootseigener für den Umweltschutz
Gesunde und saubere Gewässer sind die Grundlage, um das Bootfahren und die Natur genießen zu können. Bootseigner tragen eine wesentliche Verantwortung, indem sie ausschließlich zugelassene Produkte verwenden und idealerweise Fachleute mit der Anwendung beauftragen.
Wartungs- und Reinigungsarbeiten sollten nur an dafür geeigneten Orten durchgeführt werden, die über Auffangsysteme für Abwasser und Farbpartikel verfügen. Farb- und Schleifrückstände sowie leere Behälter müssen umweltgerecht entsorgt werden. Um die Belastung der Umwelt weiter zu reduzieren, lohnt es sich, umweltfreundliche Alternativen zu prüfen.
Fragen und Antworten zu Antifouling
Antifouling ist eine Beschichtung für Bootsrümpfe, die das Ansiedeln von Algen, Muscheln und anderen Organismen verhindert. Ohne diese Schutzschicht erhöhen sich Strömungswiderstand, Treibstoffverbrauch und CO²-Emissionen erheblich. Antifouling trägt dazu bei, die Leistungsfähigkeit des Bootes zu erhalten und die Verbreitung invasiver Arten einzudämmen.
Antifouling-Produkte sollten an einem kühlen, trockenen, frostfreien Ort, ohne direkte Sonneneinstrahlung und anderen Wärmequellen gelagert werden, idealerweise bei Temperaturen zwischen 5 und 25 °C. Um Verdunstung und Verunreinigung zu verhindern, müssen Behälter unbedingt stets gut verschlossen sein.
Die Entsorgung von Resten oder leeren Behältern darf keinesfalls über den Hausmüll erfolgen, sondern über spezielle Problemstoffsammelstellen. Dabei sind die Angaben im Sicherheitsdatenblatt des jeweiligen Produkts zu beachten, da sie genaue Anweisungen zur ordnungsgemäßen Entsorgung enthalten. Unsachgemäße Entsorgung kann empfindliche Strafen nach sich ziehen, da Antifoulings als gefährlicher Abfall eingestuft werden.
Studien zeigen, dass biozidhaltige Antifoulings erhebliche Schäden in der Umwelt verursachen. Bis zu 80 % der freigesetzten Kupfer- und Biozidbestandteile gelangen ins Wasser, wo sie Algen, Muscheln und Fische schädigen. Besonders in Häfen reichern sich Schwermetalle und Biozide in den Sedimenten an, oft in Konzentrationen, die den ökologisch verträglichen Grenzwert um das Zehnfache überschreiten. Diese Schadstoffe können sich über Jahrzehnte im Meeresboden ansammeln, da ihr Abbau sehr langsam erfolgt.
Binnengewässer sind besonders gefährdet. Ihre geringere Größe, schwächere Strömung und höhere Artenvielfalt machen sie empfindlicher gegenüber den schädlichen Auswirkungen von Antifoulings. Schadstoffe verbleiben länger in diesen Gewässern und beeinträchtigen empfindliche Ökosysteme erheblich.
Angesichts immer strenger werdender gesetzlicher Vorschriften und der geplanten EU-Überprüfung aller biozidhaltigen Produkte bis 2027, arbeiten Hersteller intensiv an der Entwicklung von Alternativen ohne Biozide. Die Forschung konzentriert sich dabei auf folgende biozidfreie Optionen:
- Silikonbeschichtungen:
Diese verhindern den Bewuchs durch eine besonders glatte Oberfläche und sind bereits weit verbreitet. - Ultraschall-Systeme:
Diese halten den Rumpf durch Schallwellen sauber, ganz ohne chemische Belastung. - Keramik- und Nanotechnologie:
Diese schaffen langlebige, bewuchsresistente Beschichtungen. - Biologische Ansätze:
Hier werden natürliche Substanzen wie Enzyme oder Mikroorganismen getestet, die den Bewuchs hemmen.
Antifouling-Beschichtungen schützen den Bootsrumpf vor Bewuchs durch Algen, Muscheln und andere Organismen. Ohne diesen Schutz erhöht sich der Strömungswiderstand erheblich, was den Treibstoffverbrauch und die CO₂-Emissionen steigert.
Antifouling trägt dazu bei, diese Belastungen zu reduzieren, die Effizienz des Bootes zu erhalten und die Verbreitung invasiver Arten zu verhindern. Ein vollständiger Verzicht auf Antifouling ist daher mit Nachteilen verbunden, sowohl für die Umwelt als auch für die Wirtschaftlichkeit des Bootsbetriebs.